Ich heiße Raimund, bin 46 Jahre und bin Alkohol, Drogen , und Tablettenabhängig.
Als Kind in Sonderschulen die Zeit verbracht, lernen wollte ich nichts.
In Baracken und in einem Kriminellenviertel aufgewachsen.
Etliche Jahre in Bayrischen JVAs eingesessen, wo ich das Glück hatte, schreiben und lesen zu lernen. Ich machte in einer Jugendstrafanstalt eine Lehre als Maler und Lackierer, die ich,
(ein Wunder ist geschehen) bestand. Saufen war das einziges wahre Schöne am Leben.
Und ich musste viel Saufen Knast, schulisch nicht ganz auf der Höhe und Mischling obendrein. Vater schwarz Mutter weiß.
Ohne Alkohol, das mein Hauptsuchtmittel war, neben Haschisch und Schlaftabletten, wäre es mir schwer gefallen den Tag zu überstehen. Es gelang mir sogar im Knast an meinen Stoff ran zu kommen.
Was für ein armes Schwein ich doch war, kam mir immer, wenn ich nüchtern war.
Der Gesellschaft, konnte ich dies Nüchtern oder Voll, sehr gut verkaufen.
Mitleid erregen, das musste ich schon beherrschen, um wenigstens an Freigetränke zu kommen.
Stop, so schnell ging das nicht, in den ersten Jahren meiner Sauferei, konnte ich einfach nicht verstehen, warum man mich als Säufer, Hascher und als Alkoholabhängigen einstufte.
Es ist kein Scherz, ich verstand es einfach nicht, gut, ab und zu trinke ich mal eine Flasche zuviel, aber deswegen bin ich doch nicht abhängig.
Ich glaubte zu Wissen, warum die einigen Wenigen, die mich so sahen, so über mich dachten.
Es war der Neid, Sie trauten sich nicht, wie ich mal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Es waren eben Spießer. So gelang es mir, die ersten Jahre mit Hochgenus zu saufen.
Als in meinen Freundeskreis, einer bekannten Bande, in unserem gefürchteten Stadtteil, zu der ich gehörte, immer öfters mein Trinkverhalten ansprachen und ich selbst langsam merkte, das es nicht ganz ohne Alkohol ging.
Doch auch dafür hatte ich eine gute Selbsterklärung auf Lager, ohne Alkohol kann man unmöglich zu der Elite gehören, drauf legte ich sehr viel Wert. Und übrigens, dachte ich mir, wenn ich den Versuch starten wollte genauer und ehrlicher in mir rein zu hören, die können ruhig sein, die saufen doch auch alle durch die Bank durch, vertragen halt nicht soviel wie ich.
Als ich 19 Jahre alt war, machte ich mir ernsthafte Sorgen, wegen meinem Trinkverhalten.
Ich musste schon morgens zur Flasche greifen, um die innere Unruhe in den Griff zu bekommen.
Die Hände fingen auch schon an, hin und wieder zu zittern, wenn ich kein Stoff hatte.
Ich wurde, was mich zutiefst berühre und auch verletzte, nun nicht mehr als einer der zuviel trinkt angesehen. Nein, ich bekam nun öfters das Wort, wenn du so weiter machst, wirst du ein Penner, zu hören. Dies konnte ich überhaupt nicht abhaben, und ich hatte selbst Angst davor ein Säufer zu werden.
Einige werden mich sicher verstehen, ich wusste das ich Saufe, wollte es nicht wahr haben, und wenn ich die erste Flasche in mir hatte, fühlte ich mich so sicher, um mir selbst sagen zu können, nein, mein Freund, so schlimm ist es nicht wie die anderen es sehen.
Mit 20 Jahren musste ich, ob ich wollte oder nicht, die Karten auf dem Tisch legen, nein, noch nicht alle Karten, einige Ase hatte ich noch im Ärmel, dachte ich.
Ich hörte das Trinken auf, und rauchte nur noch Haschisch.
Das Leben war wieder schön, und ich konnte mich wieder im Spiegel betrachten.
Es ging aber rasend schnell hin und her, hatte ich mal kein Haschisch, trank ich und umgekehrt.
Ich wollte aufhören, aber was kann ich als Ersatz dafür nehmen? Tabletten, mit denen hatte ich schon gute Erfahrungen gemacht, also nahm ich Tabletten, egal was es für Tabletten waren, hauptsachte ich kann, " ja was kann ich" denn Entzug nicht spüren, fliehen vor der Wahrheit? Angst vor dem Leben. Weiß der Teufel was es war, ich wollte einfach keinen klaren Kopf haben. Und das Verrückte an der Sache, ich wollte vom Suchtmittel los kommen.
Heute weiß ich, das ich nicht Herr meiner Sinne war, die Sucht hatte mich wie man so schön sagt, im Griff.
Ich machte 27 Monate Therapie, nein, nicht freiwillig. Man stellte mich bei Gericht vor der Wahl, entweder Knast oder Therapie. Ich zog die Therapie vor.
In den ersten Monaten Therapie konnte ich schon sagen, das dies kein Leben für mich war.
Trocken wie ein Handtuch. Für mich war klar, das ich die Sache nach der Therapie besser in den Griff bekomme. Nur noch Haschisch und kein Schluck Alkohol mehr.
1982 wurde ich von der Therapie entlassen, ich zog in eine andere Stadt, ging 12 Jahre einer geregelten Arbeit, als Maler und Lackierer nach. Machte nach ewigen Drängen meines Therapeuten, zu dem ich den Kontakt nach der Therapie nicht abbrechen lies, 1993 meine Meisterprüfung. Ich führte sieben Jahre ein Malerbetrieb mit Hoch und Tiefs, letztes Jahr meldete ich Konkurs an.
Der Betrieb läuft nun auf meine Frau weiter, ich arbeite mit einem Gesellen und zwei Azubis im Betrieb weiter.
Würde ich nicht im heute leben, wer weiß, wie oft ich wieder zugelang hätte. Es waren seit der Therapie 1982 einige Tage dabei, da hätte ich das "Heute nicht" kaum überstanden, trocken zu bleiben, wenn für mich das jetzt nicht gewesen wäre. Jetzt nichts trinken half mir erst mal mit dem gröbsten klar zu kommen, das erst Glas stehen zu lassen.
Ich achte heute noch aus Überzeugung auf kleinst mengen Alkohol in Lebensmittel, wie Essig, Senf usw. Ich hörte von sehr vielen Lebensgeschichten, die einen Rückfall hatten, wegen Kleinstmengen Alkohol in Lebensmitteln. Ich habe keine Angst vor einem Rückfall, ich habe Respekt vor Suchtmitteln, denn ich weiß, wie sie auf mich wirken. Die Suchtmittel gehen mir nicht aus dem Wege, daher habe ich gelernt sie zu meiden. sie werden ob ich es will oder nicht vorhanden sein, es liegt einzig und alleine an mir, wie weit ich Sie an mich ran lasse. In meiner nassen Suchtzeit, gab es Gründe über Gründe um mein Saufen zu rechtfertigen, jedes noch so kleines Problem war Grund genug um zu saufen. Ich glaube, die Erfahrung gemacht zu haben, das Suchtmittel nicht in der Lage sind, ein Problem zu lösen.
Suchtmittel, war für mich auch ein Wegbegleiter, der nicht wusste, wo es im Leben lang geht.
In der Konkursfase war ich ratlos, hilflos und da gab es nur eins, das Beste daraus machen.
Nach über zwanzig Jahren trocken Leben, musste ich für kurze Zeit kämpfen, kämpfen um trocken zu bleiben, hätte ich nicht gedacht. Solange ich an mir arbeite und trocken bleiben will, kann mir nichts geschehen, von diesem schmalen Brett bin ich herunter gesprungen, ins Leben zurück. Die Arroganz die ich da wieder zu Tage gelegt habe, zeigte mir das ich kein Recht auf den Titel habe, der trockenste aller Zeiten zu sein. Für mich ist ein Tag ohne Suchtmittel genug.
Raimund Chitwood
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