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Peter Mein Weg als Alkoholiker

 

 

Mein Name ist Peter Lenz und ich bin 42 Jahre alt. Ich wurde am 13. Januar 1958 als zweites Kind einer ganz normalen Familie geboren. Meine Kindheit verlief so wie bei Tausenden anderen auch. Auch kann ich mich nicht erinnern, dass bei uns zu Hause der Alkohol eine größere Rolle gespielt hatte. Keiner in meiner Familie, außer einem Onkel, trank übermäßig viel. So hatte ich eigentlich die besten Voraussetzungen, niemals Alkoholiker zu werden.

Der entscheidende Schritt in diese Richtung begann als ich gerade vierzehn Jahre alt war. In meiner Heimatstadt Meiningen gab es wie vielerorts in der ehemaligen DDR auch ein sogenanntes Volkshaus, wo ich mich im besagten Alter als Kellner übte. Ich schleppte also große Tabletts mit Bier, Schnaps oder anderen Getränken und so manches Getränk bekam ich auch von den Gästen ausgegeben.

Anfangs trank ich bei dieser Arbeit sehr wenig, aber bald schon konnte ich einen ganz schönen "Stiefel" vertragen. Das Trinken setzte sich natürlich nach Feierabend fort, so dass ich immer leicht beschwipst den Heimweg antrat.

Zu Hause merkte man damals noch nichts von meinem Alkoholverbrauch, denn ich zog mich immer schnell nach solchen Tagen in mein Zimmer zurück.

Noch konnte ich meine anderen Aufgaben in der Schule und später in der Lehre ganz gut wahrnehmen ohne das jemand Verdacht geschöpft hätte, aber bald schon kam es zu den ersten Alkoholexzessen bis hin zu einer ersten Alkoholvergiftung. Natürlich glaubte auch da noch niemand, dass ich ernste Probleme mit dem Alkohol hätte, denn ich "funktionierte" ja ansonsten noch normal.

Mit achtzehn wurde ich zur NVA eingezogen und die Sauferei nahm eine neue Qualität an. Ich trank jetzt täglich immer größere Mengen. Hier schon hätte mir klar sein müssen, dass ich ohne den "Sprit" nicht mehr auskommen konnte.

Zu dieser Zeit begannen auch meine ständigen Geldprobleme. Ich borgte was das Zeug hielt.

Doch auch meine Armeezeit brachte ich hinter mich, ohne dass mir größere Nachteile entstanden. Ich wurde zwar vom Dienst gefeuert aber das konnte ich im zivilen Leben gut verbergen. Im Gegenteil nach meinem Wehrdienst rückte ich sogar beruflich eine Stufe höher. Ich wurde erst Stellvertretender - und später auch Verkaufstellenleiter. Klar, dass ich auch hier immer weiter "soff". Es gab ja keinen Grund für mich aufzuhören!

Was dann folgte war wohl das dunkelste Kapitel in meinem Leben. Ich kam in den "Knast". Zuerst wegen versuchter Republikflucht und später dann auch wegen anderer Delikte. In den Zwischenzeiten trank ich natürlich weiter.

Nach der Wende wechselte ich dann in die BRD über und eröffnete eine Gaststätte. Hier war ich endlich richtig! Ich trank noch mehr als vorher und meine damalige Lebensgefährtin mit mir. Die Kneipe brannte ab und ich saß auf der Strasse.

Was nun folgte, waren Jahre zwischen Obdachlosigkeit und einem Leben als "Berber" - ich zog von einer Stadt zur anderen. Vor allem in den Obdachlosenunterkünften fand ich viele Gesinnungsgenossen mit denen ich trinken konnte.

Im Jahre 1994 kam ich nach Berlin wo ich zunächst in einer Notunterkunft des Sozialamtes und später dann in einer eigenen Wohnung lebte. Hier versuchte ich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Trinken aufzuhören, was mir auch über einen Zeitraum von ca. drei Jahren gelang. Allerdings hatte ich damals noch nicht begriffen, warum ich überhaupt abstinent lebte oder gar eine Selbsthilfegruppe besuchen sollte.

Während dieser Zeit lebte ich mit einer Drogenabhängigen zusammen und ich versuchte ernsthaft die Frau von ihrer Sucht zu befreien. Was ich aber nicht machte, war auch an mich und meine Suchtproblematik zu denken, so dass der Rückfall vorgezeichnet war. Ich glaubte tatsächlich, dass ich wieder kontrolliert trinken könnte. Ich begann mit einigen wenigen Bieren und war nach ca. vier Wochen schlimmer in der Sucht als jemals zuvor. Ich verlor alles. Wieder obdachlos. So versuchte ich mein Glück in Hamburg, Frankfurt am Main und anderswo, aber überall trank ich extrem weiter.

Nach vielen weiteren Irrfahrten durch Deutschland führte mich mein Weg nach Neuruppin und dort zunächst wieder in eine Obdachlosenunterkunft. Hier trank ich mich restlos gesundheitlich in den Boden so dass ich in eine Klinik eingewiesen wurde. Hier lernte ich zum ersten Mal die Bedeutung meiner Krankheit kennen und ich begann ernsthaft darüber nachzudenken. Ich wollte nur noch eines, nämlich endlich "trocken" werden und vor allem bleiben.

Nach einer Entgiftung kam ich in eine Einrichtung für Obdachlose Aussteiger aus der Sucht und ich begann mein Leben völlig neu zu ordnen. Ich besuchte fast täglich Selbsthilfegruppen und auch mein Freundeskreis wurde Schritt für Schritt ein anderer.

Ich bin heute froh, diese Menschen hier getroffen zu haben, denn ihnen verdanke ich mein Leben.

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"Der eine sei des anderen Medizin"

 
altes Afrikanisches Sprichwort

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