Lichtblick-in-Bielefeld
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Jörg Meine Leben mit und ohne Alkohol

 

Jörg 33 J. 2 Kinder 

 

Meine Kindheit war nicht so prall, da meine Eltern selber viel Getrunken haben. Bis zur Hauptschule ging auch alles gut, doch dann kam der soziale Abstieg, mein Vater wurde Arbeitslos. Nie Geld im Hause. Meine Oma die bei uns wohnte, nahm sich eine eigene Wohnung. Meine Schwester ( die ein Jahr jünger ist als ich ), zog erst mal zur Oma danach zu ihrem Freund ( ihrem jetzigen Mann ). Ich konnte tun und lassen was ich wollte, war ja für einen 16 Jährigen das Paradies. Ich ging zur Schule wann ich Lust hatte habe dann hin und wieder auf dem Bau gejobbt. Zog dann auch schließlich zu meiner Oma, die immer schon wie eine Mutter war. Ja, Oma ist auch heute noch die Beste.

1989 begann ich dann eine Tischlerlehre wo ich auch meine Frau kennen lernte und wie es kommen sollte Sie wurde Schwanger. Na ja, ich die Lehre hingeschmissen und mir richtige Arbeit gesucht.

 

 

Dann habe ich 1990 geheiratet und 1991 wurde mein Sohn Andre geboren. Knapp ein Jahr später ( 1992 ) kam meine Tochter Kristin zur Welt. Zu dieser Zeit habe ich mir bereits auch mal ab und an die Kante gegeben.

 

In dem Betrieb, wo ich anfing, wurde auch viel getrunken. Erst war mir das gar nicht so bewusst, es wurde viel nach Feierabend mit den Kollegen gemacht ( Kegeln, Grillen, Darten ). Einige meiner Kollegen waren richtige Kampftrinker. Es gab mal ne Zeit da habe ich das auch noch bewundert, wenn jemand 30 Bier trinken konnte und dann immer diese Sprüche: du bist kein Mann wenn du nichts Hochprozentiges Gesoffen hast. Mein Alkoholkonsum steigerte sich ja mit den Jahren. Und zwar soweit, das ich meine Frau und die Kids dabei ganz vergessen habe. Die finanziellen Probleme nahmen auch ihren Lauf.

 

Und plötzlich waren Sie weg. Meine Frau zog mit den Kindern zu ihren Eltern und ich stand alleine da. Ich zog in eine Apartmentsiedlung. Dort fand ich sofort wieder Freunde und einige Nachbarn die dort lebten waren auch schon geschieden. Natürlich gaben wir immer die Frauen die Schuld, nur nicht den Alkohol. Also wurde noch mehr Gesoffen. War ich blöd, ich habe mir morgens bereits schon vor der Arbeit ne Pulle Schnaps geholt und dadurch war ich teilweise vor Arbeitsbeginn schon breit. Dies blieb natürlich meinem Arbeitgeber nicht verborgen und deshalb musste ich ab und an auch zum Abteilungsleiter, der mir auch immer mit Kündigung drohte.

 

Ein Alki ist halt ein sehr guter Schauspieler. Das habe ich mir zu Nutze gemacht.

 

An einem Wochenende, wo ich mal wieder Stress mit der da noch getrennt lebenden Frau hatte, habe ich mir immer mehr die Birne zugezogen. Teilweise wusste ich nicht mal mehr, ob es Tag oder Nacht war. Es ging bereits soweit, das ich dann immer häufiger zusammen brach und zitterte wie ein Aal. Mein Gott, ich dachte ich habe ne Grippe. Bis es immer schlimmer wurde und ich mehrmals am Wochenende irgendwo gefunden wurde.

 

Dies dann im Januar 2001 im Mindener Klinikum endete. Dort sprach eine Ärztin ganz ruhig mit mir. Sie redete wirklich bestimmt 2 Stunden mit mir. Ich habe mich bei Ihr dann mal richtig ausgeheult und Sie erklärte mir, entweder ich würde nach Lübbecke zur Entgiftung gehen oder ich komme wenn ich Glück habe noch ein paar mal wieder, bevor ich abtrete. Puh das ging mir durch und durch. Mir rutschte mein Herz in die Hose und ich sagte noch zu Ihr, dort seien doch nur Penner. Man hat die mich runtergemacht, Sie rannte aus dem Zimmer und kam mit einem Spiegel wieder und sagte: "Schau mal rein, Du bist auf dem besten Weg dorthin, wenn du nicht vorher abkratzen solltest." Man ich konnte gar nicht schnell genug dorthin, es hat irgendetwas Klick in meinem Kopf gemacht.

 

 

Ich nun nach Lübbecke, was habe ich mich den ersten Tag dort geschämt. Habe viel geheult, konnte nicht mal eine Zigarette Rauchen. So war ich mächtig am Zittern. Doch dort waren Menschen, wenn auch nicht alle, die das gleiche Problem hatten aber man Redete und Redete. Es ging mir von Tag zu Tag besser. Als mich dann noch meine Frau mit den Kids besuchte, weil mein Sohn Geburtstag hatte und ich Ihn nüchtern in den Arm nehmen konnte, war dies das Größte für mich.

 

Nach 2 Wochen war die Entgiftung zu Ende. Bei der Entlassung sagte noch eine Schwester: " pass auf, manchmal sieht man den -Wald vor lauter Bäumen nicht."

Na ja, ich nach Hause und was lag im Postkasten die Zwangsräumung. Da waren Sie wieder, die Probleme. Ich habe noch Gedacht was machst du jetzt, gehst du nun wieder zum Aldi und hohlst Dir was oder kneifst du die Arschbacken zusammen und nimmst dein Leben in die Hand. Ich erinnerte mich an dem, was man mir während des Entzuges erzählte. Dort sprach man von besuchen einer Selbsthilfegruppe. Also ging ich los und suchte mir eine. Ein Jahr ging ich zu einer Gruppe, es war recht toll. Dort waren überwiegend Frauen und alle älter wie ich, aber man konnte dort echt was lernen. Sogar, das nicht nur Männer das Problem haben.

 

Mein Arbeitgeber gab mir auch noch eine Chance und so ging ich dann fast 1 1/2 Jahre trocken durchs Leben. Ich ging regelmäßig zur Arbeit, obwohl ich dort ja nicht mehr in das Bild passte, denn ich machte ja mein Maul auf.

 

Als ich 2002 Geschieden wurde, war soweit auch noch alles in Ordnung. Nur als dann heraus kam, das meine Ex ( die ich ja immer noch liebte ) seit meiner Entgiftung einen Arbeitskollegen als Freund hatte. Jetzt wo ich doch versucht hatte, mein Leben zu meistern brach eine Welt für mich zusammen. Geahnt hatte ich ja was, aber ich wollte es nicht wahr haben. Ich hatte bei meinem Arbeitsgeber darum gebeten deshalb versetzt zu werden. Mit dem betroffenen Kollegen hatte ich mich vorher schon ausgesprochen, nur zusammen Arbeiten wollte ich mit Ihm nicht mehr. Ich war halt enttäuscht von Ihm. Daraufhin fragte ich dem Personalchef, ob er mich versetzen könne, der sagte nur Nein, denn es wäre hier keine Psychiatrie hier und andere haben auch Probleme.

 

Nun kam dies was nicht passieren sollte, mir brannten die Sicherungen durch. Die ganze Welt war gegen mich und ich fuhr zur Tankstelle und trank ne Pulle Schnaps fast auf ex. Zu Hause schmiss ich dann noch ein paar Tabletten ein, was schließlich im dazu führte, das ich auf der Intensiv -Station landete.

 

Nach der Entlassung aus der Klinik, wieder zu Hause angekommen, setzte im Kopf wieder das Denken ein. Im Krankenhaus wahrste ja wegen der Ex und der Tabletten.

 

Mein Rückfall hielt dann vom Sommer Jahres 2002 bis zum Herbst an. Dann habe ich erneut wieder Entgiftet, weil die Kinder ja nicht mehr kamen weil und wenn ich trank.

 

Nun gut, seit dem 19.10.2002 bin ich wieder trocken. Heute weiß ich, das halbe Jahr wo ich nicht zur Gruppe gegangen bin, hat alles sich langsam wieder eingeschlichen. Ab nächste Woche will ich wieder zu einer Gruppe gehen und hoffe nun, das ich lange Trocken bleibe. Nur versprechen kann ich so etwas nicht, aber ich werde alles nötige dafür tun, das es lange anhält.

 

Lieben Gruß Jörg

 

 

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"Der eine sei des anderen Medizin"

 
altes Afrikanisches Sprichwort

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